21.10.2025
Museum

Historie: Die Eintracht und Liverpool

Am morgigen Mittwoch trifft die SGE zum zweiten Mal in einem Pflichtspiel auf den Liverpool FC. Grund genug für einen Blick in die Historie.

Vor 53 Jahren war Liverpool zuletzt bei einem Pflichtspiel bei der Frankfurter Eintracht zu Gast. Morgen kommt es zu einem erneuten Duell.

Am morgigen Mittwoch tritt unsere SGE am dritten Spieltag der Champions-League-Saison im heimischen Stadion gegen den Liverpool FC an. Wie üblich blickt das Museum vor solch großen Spielen auf die gemeinsame Historie. Zunächst jedoch ein Blick auf den Liverpool FC selbst.

Das ist der Liverpool FC

Als John Houlding, Besitzer des Stadions an der Anfield Road, dem FC Everton die Pacht erhöhen wollte, zog dieser 1892 auf die andere Seite des Stanley Park und fand im Goodison Park eine neue Heimat. Daraufhin gründete der Brauereibesitzer und Lokalpolitiker einen neuen Verein und verpflichtete zahlreiche schottische Spieler, so dass die Mannschaft als „Team of All the Macs“ in die Annalen einging. Nachdem die englische Football League das Führen des Namens „Everton“ untersagt hatte, wurde der neue Klub am 3. Juni 1892 als „Liverpool Football Club“ registriert, er spielte noch bis 1896 in blau-weißen Trikots.

Da Liverpool weder für die First Division noch für die neue Second Division berücksichtigt wurde, musste man zunächst in der Lancashire League antreten. Als Meister gelang 1893 aber die Aufnahme in die Second Division. Es folgte der Durchmarsch ins Oberhaus, doch danach kamen turbulente Zeiten mit Auf- und Abstiegen sowie zwei Meisterschaften 1901 und 1906. Erst danach konnte sich der Klub in der obersten Spielklasse etablieren und wurde 1922, 1923 und 1947 erneut Meister. Zwischen 1954 bis 1962 spielte man allerdings erneut nur zweitklassig. Die Wende kam 1959 mit dem neuen Manager Bill Shankly: 1964 Wiederaufstieg, 1965 Meister, 1965 zum ersten Mal Pokalsieger. Außerdem änderte Shankly die Spielkleidung von roten Hemden und weißen Hosen in komplett rot. Für ihn hatte das vor allem psychologische Gründe: „Red for danger, red for power.“

Unter Shankly (1959-1974), Bob Paisley (bis 1983), Joe Fagan (bis 1985), Spielertrainer Kenny Dalglish (bis 1991) und Graeme Souness (bis 1994) gewann der Klub alles, was es zu gewinnen gab: Mit 18 Titeln war man Rekordmeister, außerdem standen fünf Pokalsiege, vier Ligapokalsiege, vier Erfolge im Europapokal der Landesmeister, zwei im UEFA-Pokal und einer im UEFA Supercup zu Buche. Allerdings war der Klub auch in zwei schwere Stadion-Katastrophen verwickelt. So starben 1985 vor dem Europapokalfinale gegen Juventus Turin (0:1) in Brüssel 39 Zuschauer, was zu einem fünfjährigen Ausschluss englischer Klubs aus dem Europapokal führte (Liverpool sechs Jahre). 1989 forderte ein Gedränge auf einer von Liverpool-Fans besuchten Tribüne im Pokalhalbfinale in Sheffield 97 Tote und 766 Verletzte. Erst 27 Jahre später stellte eine Untersuchungskommission endgültig fest, dass nicht Fehlverhalten der Fans – wie jahrelang von den Behörden behauptet –, sondern schwere Fehler der Polizei zur Katastrophe von Hillsborough geführt hatten.

Nach dem Start der Premier League 1992 wurde Liverpool als Rekordmeister vom Lancashire-Rivalen Manchester United (20 Titel) abgelöst, blieb in anderen Wettbewerben aber weiterhin erfolgreich, so im Pokal 2001, 2006 und 2022, im Ligapokal 1995, 2001, 2003, 2012, 2022 und 2024, in der Champions League 2005 und 2019, im UEFA-Pokal 2001 und im UEFA-Supercup 2001, 2005 und 2019.

Die Eintracht und Liverpool

Die sportlichen Beziehungen zwischen SGE und Reds bleiben überschaubar: 1972/73 traf man in der 1. Runde des UEFA-Pokals aufeinander. Für die Eintracht war dies das erste UEFA-Pokalspiel. Davor war man nur im Messepokal angetreten. An der Anfield Road gewann Liverpool am 12. September 1972 durch Tore von Kevin Keegan und Emlyn Hughes mit 2:0 (wobei das 1:0 meterweit abseits war) und ließ beim Rückspiel im Waldstadion vor nur 18.000 Zuschauern nichts mehr anbrennen – 0:0. In dieser Saison wurde Liverpool nicht nur Meister, sondern holte gegen Borussia Mönchengladbach (3:0, 0:2) mit dem UEFA-Pokal auch seinen ersten internationalen Titel. Parallele: Sowohl Liverpool als auch die SGE gewannen gegen Mönchengladbach den UEFA-Pokal. Unserer SGE gelang dies dann in der Saison 1979/80.

Tore bekam der Inhaber dieser Karte nicht zu sehen: Das UEFA-Pokal-Rückspiel am 26.09.1972 endete im Frankfurter Waldstadion mit 0:0.
Horst Heese beim Kopfball. Leider war der SGE im Rückspiel gegen Liverpool 1972 kein Treffer vergönnt.

Eintrachtler beim FC Liverpool

Im August 2009 war der Grieche Sotirios Kyrgiakos, der zwischen 2006 und 2008 bei der Eintracht (62 Pflichtspiele/9 Tore) gespielt hatte, der Erste, der das Trikot beider Klubs trug. In zwei Jahren an der Anfield Road bestritt er 49 Pflichtspiele (drei Tore). Weder in Frankfurt noch in Liverpool hinterließ Allan Rodrigues de Souza einen bleibenden Eindruck. Liverpool hatte das 18-jährige brasilianische Talent 2015 verpflichtet, aber sofort weiterverliehen: nach Finnland (Seinäjoen JK), nach Belgien (K. Sint-Truidense VV), an Hertha BSC, nach Zypern (Apollon Limassol) und 2018/19 für knapp sieben Monate an die Eintracht, bei der er aber nur in vier Bundesligaspielen für 174 Minuten auf dem Platz stand. Anders bei Hugo Ekitiké: Im Juli 2025 zahlte Liverpool einen hohen zweistelligen Millionenbetrag für den Franzosen, der nach seinem Wechsel von Paris Saint-Germain Ende Januar 2024 in 64 Pflichtspielen 26 Tore für die Eintracht erzielt hatte.

Sonderfall Jürgen Klopp

Am 8. Oktober 2015 wurde Jürgen Klopp als Nachfolger von Brendan Rodgers Trainer und Manager beim FC Liverpool. „Kloppo“ war 1987 vom 1. FC Pforzheim zu den Amateuren der SGE gekommen und bestritt 1987/88 in der Oberliga 20 Spiele (1 Tor). Gemeinsam mit Michael „Öri“ Gabriel (heute Leiter der Koordinationsstelle Fanprojekte) trainierte er zu der Zeit die C2-Jugend der SGE, Öri war Trainer, Jürgen Klopp Co-Trainer. Öri behauptet bis heute, dass Kloppo viel von ihm gelernt habe.

Der damalige Mitgliedsausweis von Jürgen Klopp, Eintrittsdatum Juli 1987.

Über Viktoria Sindlingen und Rot-Weiss Frankfurt (unter Trainer Stepanović!) kam Jürgen Klopp 1990 zum 1. FSV Mainz 05, bei dem er 18 Jahre blieb: elf Jahre als Spieler und sieben als Trainer. 2004 führte er den Klub erstmals in die Bundesliga. Es folgten sieben Jahre bei Borussia Dortmund mit zwei Meisterschaften 2011 und 2012 sowie einem Pokalsieg 2012.

Klopp übernahm danach Liverpool auf Tabellenplatz 10, bereits in seiner ersten Saison erreichte er 2016 das Finale der Europa League, das aber gegen den FC Sevilla mit 1:3 verloren wurde. Das gleiche Ergebnis gab es 2018 im Champions-League-Finale gegen Real Madrid, doch ein Jahr später war es so weit. In Madrid wurde Tottenham Hotspur mit 2:0 besiegt. Im Dezember 2019 folgte noch die Klub-WM und am Ende der Saison 2019/20 war Liverpool nach 30 Jahren Pause endlich wieder englischer Meister! Allerdings konnte Titel Nummer 19 wegen der COVID-19-Pandemie nicht mit den Fans gefeiert werden. 2022 folgte der achte Erfolg im FA Cup und im Ligapokal gab es 2022 und 2024 die Siege neun und zehn. Ende Januar 2024 kündigte Klopp seinen Abschied beim FC Liverpool an. Sein Nachfolger Arne Slot holte 2024/25 auf Anhieb Titel Nummer 20, womit die Reds wieder mit Manchester United als Rekordmeister gleichzogen.

Wappenkunde

Irrtümlicherweise denken wir oft, dass die großen englischen Traditionsclubs ihre Wappen seit Gründungszeiten haben. Stimmt nicht: Autor und Wappenexperte Hardy Grüne klärt auf:

Hardy, stimmt es, dass Wappen englischer Vereine gar nicht so alt sind wie die Clubs?

Ja, Englands Profivereine sind ja eher Unternehmen denn mitgliedergeführte Vereine, die brauchten so etwas anfangs nicht. Lange wurden einfach die Stadtwappen genommen. Auch beim FC Liverpool. Der Klub bekam erst 1947 ein richtiges Vereinswappen.

Welches ist das älteste Wappen des FC Liverpool?

Ein ziemlich verrücktes Ding. Darauf sind der römische Meeresgott Neptun sowie Triton, der Sohn von Poseidon zu sehen. Triton ist ein Zwitterwesen aus Mensch und Fisch. Die beiden stehen für die Seefahrgeschichte der Stadt. Dazu kommt der Liverbird und das Stadtmotto „Deus Nobis Haec Otia Fecit“, also „Gott hat uns diese Leichtigkeit gewährt“. Der Klub wurde 1892 vom Geschäftsmann und Stadionbetreiber John Houlding gegründet, der sich vorher mit dem FC Everton zerstritten hatte. Er gründete dann einfach einen eigenen Klub für sein Stadion an der Anfield Road.

Was erkennt man auf dem heutigen Wappen? Und was ist das für ein schräger Vogel, dem die Fans da huldigen?

Das ist der „Liverbird“, Liverpools Wappentier. Ursprünglich war es mal ein Adler, aus dem dann vermutlich aufgrund einer Verwechslung ein Kormoran wurde. Im Schnabel trägt er einen Zweig Seetang. Heute ist der „Liverbird“ in Liverpool allgegenwärtig. Der Klub nutzt ihn seit 1947 als sein Symbol. Im Wappen sind auch noch das berühmte „Shankley Gate“ und zwei ewige Flammen für die Toten von Hillsborough zu sehen. Vor ein paar Jahren kam es zum Streit mit der Stadt, weil der Klub den Liverbird als Marke eintragen lassen wollte. Die Stadt entschied, „der Liverbird gehört allen Liverpoolern“.

Europapokalspiele der Eintracht gegen englische Klubs

SaisonWettbewerbGegnerErgebnisse (aus SGE-Sicht)
1966/67Messepokal, ViertelfinaleBurnley FC1:1 (H), 2:1 (A)
1967/68Messepokal, 1. RundeNottingham Forest0:1 (H), 0:4 (A)
1972/73UEFA-Pokal, 1. RundeLiverpool FC0:2 (A), 0:0 (H)
1975/76EC der Pokalsieger, HalbfinaleWest Ham United2:1 (H), 1:3 (A)
1981/82EC der Pokalsieger, ViertelfinaleTottenham Hotspur0:2 (A), 2:1 (H)
2006/07UEFA-Pokal, GruppenphaseNewcastle United0:0 (H)
2018/19Europa League, HalbfinaleChelsea FC1:1 (H), 1:1, 3:4 Elfm. (A)
2019/20Europa League, GruppenphaseArsenal FC0:3 (H), 2:1 (A)
2021/22 Europa League, HalbfinaleWest Ham United2:1 (A), 1:0 (H)
2022/23Champions League, GruppenphaseTottenham Hotspur0:0 (H), 2:3 (A)
2024/25Europa League, ViertelfinaleTottenham Hotspur1:1 (A), 0:1 (H)

In 21 Spielen hat die Eintracht sechsmal gewonnen, es gab sieben Unentschieden und acht Niederlagen. Im Waldstadion gab es elf Spiele, von denen drei gewonnen wurden und fünf unentschieden endeten. Wir hoffen, mit dem morgigen Spiel im besten Fall einen Sieg hinzufügen zu können.