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25.10.2022
Museum

Historie: Die Eintracht und Olympique Marseille

Die Verbindungen zwischen unserer Eintracht und Marseille reichen bis ins Jahr 1929 zurück. Die bisherigen Duelle waren für uns sehr erfolgreich. Ein Blick in die gemeinsame Historie beider Vereine.

Die Statistik spricht klar für uns: Die Eintracht hat insgesamt fünfmal gegen Olympique gespielt – und fünfmal gewonnen. Die Begleitumstände bei unserem Sieg am 13. September diesen Jahres waren beängstigend, aber wenn wir in die Geschichte blicken, gab es auch viele freundschaftliche Treffen zwischen beiden Clubs. Doch zunächst blicken wir mal auf die Historie unseres Gegners.

Früh erfolgreich

Laut eigener Homepage wurde Olympique am 21. August 1899 gegründet. Der ehemalige Spieler und Trainer André Gascard (1890-1969) führt Ursprünge zwar bis 1892 zurück, doch wurde der Name „Olympique“ erst 1899 angenommen. Es scheint, dass der Klub ein direkter und indirekter Nachfolger der Rugbyklubs Sporting und US Phocéenne sowie des 1897 gegründeten Football-Club de Marseille ist.

1900 wurde „OM“ auf Anhieb Meister des Championnat du Littoral de Football der USFSA (Union des sociétés françaises de sports athlétiques) und konnte sich bis 1908 achtmal in Folge in die Siegerliste eintragen. 1919 wurde erstmals das Finale der Landesmeisterschaft erreicht, das aber mit 1:4 gegen Le Havre AC verloren ging. Im gleichen Jahr schlossen sich die bis dahin bestehenden Verbände zur heutigen FFF (Fédération Française de Footballzusammen und Marseille kam in der Ligue du Sud-Est 1927, 1929, 1930 und 1931 zu Meisterehren. In diese Periode fallen auch die ersten drei von insgesamt zehn Pokalsiegen. Ab 1927 wurde zwischen den Meistern der regionalen Ligen auch eine Landesmeisterschaft ausgetragen, die „OM“ 1927 als Dritter und 1929 nach einem 3:2 gegen den Club Francais aus Paris als Meister beendete.

Die ersten Duelle mit unserer Eintracht

Hier kommt Karl Ehmer nicht an den Ball. Ein Tor erzielte er dennoch beim 5:0-Sieg unserer Mannschaft am 16. Juni 1929.

Die Eintracht hatte also zu ihrem 30-jährigen Bestehen einen hochkarätigen Gegner verpflichtet und hoffte, dass das Jubiläumsspiel am 16. Juni 1929 „im Zeichen guten Sportsgeistes, im Zeichen des Verständnisses der Sportsleute untereinander ohne Rücksicht auf die Nationalität steht, und dass der Name Eintracht auch im Süden einen guten Klang finden möge.“ Vor dem Spiel legte ein Vertreter von Marseille „zum Zeichen, dass es im Sport keinen Hass und keine Feindschaft geben darf“, am Riederwald am Grundstein eines Kriegsgefallenendenkmals einen Kranz nieder. Das war eine beachtenswerte Geste, denn nach dem Ersten Weltkrieg war das Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich ja schwer angespannt. Sportlich konnten die Franzosen ihren Ruf allerdings nicht rechtfertigen und unterlagen nach Toren von Schaller (2), Kron, Kellerhoff und Ehmer vor 6000 Zuschauern mit 0:5.

Das Spiel im Marseille Ende 1929 wurde auch für Rahmenprogramm genutzt: Die Mannschaft mit Anhang am Hafen von Marseille.

An Weihnachten 1929 gastierte die Eintracht im Rahmen ihrer Südfrankreich-Tour im „Stade de l'Huveaune“ (Marseille zog erst 1937 ins neugebaute „Stade Velodrome“ um), wo  Olympique vor 5000 Zuschauern zunächst mit 2:0 in Führung ging, bevor Ehmer (2), Kron  und Trumpler noch einen 4:2-Sieg sichern konnten. Höhepunkt des Tages war „ein sehr stimmungsvolles und an Reizen von Küche und Keller reiches Bankett.“

Rekordmannschaft der Ligue 1

Nachdem der französische Fußballverband 1930 die Einführung des Professionalismus ab dem Jahr 1932 beschlossen hatte, wurde die (Amateur-) Landesmeisterschaft nicht fortgeführt. Stattdessen organisierte der FC Sochaux 1931 und 1932 auf Initiative von Jean-Pierre Peugeot ein Turnier mit den besten französischen Mannschaften. Nachdem Marseille 1931 nicht über die Gruppenspiele hinausgekommen war, verzichtete der Klub 1932 am von acht auf 20 Teilnehmer erweiterten Wettbewerb, da er es „für ihn und sein Team als uninteressant“ ansah. Beim Start der französischen Profiliga 1932 gehörte Olympique Marseille jedoch zu den Gründungsmitgliedern. In der Saison 2022/23 spielt „OM“ seine 73. Saison in der Ligue 1 (das ist Rekord) und führt die „Ewige Tabelle“ an. Die letzte Meisterschaft wurde 2010 eingefahren, der letzte Pokalsieg 1989 gefeiert.

Olympique Marseille ist bis heute der einzige französische Champions-League-Sieger (1993 mit Rudi Völler, 1:0 gegen den AC Mailand), nachdem man 1991 noch im Elfmeterschießen gegen Roter Stern Belgrad den Kürzeren gezogen hatte. Im UEFA-Pokal/Europa League wurde dreimal das Endspiel erreicht (1999, 2004, 2018). In der vergangenen Saison schied man in der Conference League erst im Halbfinale aus.

Erfolgreiche Europapokal-Partien

Die Eintracht traf 2018/19 in der Gruppenphase der Europa League wieder auf Olympique Marseille. In Frankreich siegte man in einem Geisterspiel mit 2:1 (Tore: Torró, Jovic). Im Rückspiel sorgten Jovic (2) und zwei Eigentore für ein klares 4:0. Und am 13. September 2022 erzielte Lindström in der 43. Minute den Siegtreffer für unsere Mannschaft, die mit dem Sieg in Marseille ihren ersten Erfolg in der Champions League feiern konnte.

Andreas Köpke im Eintracht-Trikot.

Sowohl für die Eintracht als auch für Marseille aktiv war Torhüter Andreas Köpke. Für die Eintracht bestritt er von 1994 bis 1996 insgesamt 81 Pflichtspiele (66 x Bundesliga, 3 x DFB-Pokal, 8 x UEFA-Pokal, 4 x UEFA-Intertoto-Cup), für Marseille 77 Spiele (68 x Ligue 1, 5 x Coupe de France, 4 x UEFA-Pokal). Zur Rückrunde 1998/99 kehrte er zum 1. FC Nürnberg zurück, mit dem er wegen des Fjörtoft-Übersteigers am Ende der Saison absteigen musste.

Unsere Spiele gegen Olympique Marseille

16.06.1929     SGE vs. Olympique 5:0

25.12.1929     Olympique vs. SGE 2:4

20.09.2018     Olympique vs. SGE 1:2

29.11.2018     SGE vs. Olympique 4:0

13.09.2022     Olympique vs. SGE 0:1

Weitere Europapokalspiele der Eintracht gegen französischen Klubs

1974/75  AS Monaco            3:0 (H), 2:2 (A)     1. Runde, Europapokal der Pokalsieger

1980/71  FC Sochaux           4:2 (H), 0:2 (A)      Achtelfinale, UEFA-Pokal

2013/14  Girond. Bordeaux  3:0 (H), 1:0 (A)     Europa League, Gruppenphase

2019/20  Racing Straßburg   0:1 (A), 3:0 (H)     Europa League, Play-offs